Live Bericht aus dem Feld von Dipl. Nicki und Dr. P
Das Festival Boun Khao Salak ist eins der beiden Festivals fuer die Toten im laotischen Buddhismus. Das Festival wurde gefilmt, wobei Teile der Filmcrew und auch die Tempelbesucher ihre ganz eigenen Vorstellungen davon hatten, was zu einem guten Film gehoert und was nicht. Authentisches zu produzieren faellt da manchmal schwer und die Grenze zwischen Dokumentation und Infotainment verschwimmt zunehmend. Wir und unsere Foschungssubjekte legten sich also voll ins Zeug. Unser Tempel hatte einen ganz besonderen “Nak Wau”. Den Nak Wau kann man ein wenig vergleichen mit einem Moderator, der im Tempel sitzt und das gesamte Ritual mit Quatschen begleitet, welches ueber riesige Lautsprecheranlagen in die Menge gedroehnt wird. Er hat auch die Funktion eines Entertainers und Ordners.
Das Festival Boun Khao Salak ist eins der beiden Festivals fuer die Toten im laotischen Buddhismus. Das Festival wurde gefilmt, wobei Teile der Filmcrew und auch die Tempelbesucher ihre ganz eigenen Vorstellungen davon hatten, was zu einem guten Film gehoert und was nicht. Authentisches zu produzieren faellt da manchmal schwer und die Grenze zwischen Dokumentation und Infotainment verschwimmt zunehmend. Wir und unsere Foschungssubjekte legten sich also voll ins Zeug. Unser Tempel hatte einen ganz besonderen “Nak Wau”. Den Nak Wau kann man ein wenig vergleichen mit einem Moderator, der im Tempel sitzt und das gesamte Ritual mit Quatschen begleitet, welches ueber riesige Lautsprecheranlagen in die Menge gedroehnt wird. Er hat auch die Funktion eines Entertainers und Ordners.
Unser Nak Wau also hat bereits am Vortag beim Interview angekuendigt, dass er eine Supershow abliefert, wie frueher alles ganz traditionell machen wird und er band sich dann auch gleich ein Tuch zum Turban, schnappte sich eine alte Machete und fing an den Bambus zu schneiden, so wie frueher halt, also eher so wie sehr sehr viel frueher. Er zwang dann auch gleich einen anderen Kollegen, das Gleiche zu tun; derweil war die Filmcrew damit beschaeftigt, alles was “stoert” aus dem Kamerabereich heraus zu halten, Hunde und Kinder wurden staendig verjagt. Unser Nak Wau redete und redete und wenn er nicht mehr weiter wusste, fing er einfach an, die Geschichte des laotischen Buddhismus neu zu erfinden. Das Forschungsteam war “begeistert”: Dr. P und sein franzoesicher Kollege rollten mit den Augen und laberten etwas von “invention of tradition”. Super Entertainer, aber anthropologisch gesehen nutzlose Ueberschussproduktion.
Beim ersten Ritual morgens im Tempel, bei dem die Laien "Tak Bat" (Almosen geben, die Moenche werden “gefuettert”) machen, stand dann auch schnell fest, dass ein Kameramann eher fuers Spektakulaere zu haben ist: die Kamera auf Taillenhoehe oder tiefer halten und die Spendenden verfolgen. Diese STANDEN in der Schlange und warteten darauf, an die Reihe zu kommen, um z. B. Reis, zuckersuesse Sojamilchpaeckchen, hunderte von Schockoriegeln und Popkorn in die Bowlen der Moenche zu legen (gut, dass fuer die Moenche auch noch richtiges Essen gekocht wird). Das Forscherteam freut sich schon darauf, sich all die schoenen Roecke und Hosen von hinten anzugucken.
Beim ersten Ritual morgens im Tempel, bei dem die Laien "Tak Bat" (Almosen geben, die Moenche werden “gefuettert”) machen, stand dann auch schnell fest, dass ein Kameramann eher fuers Spektakulaere zu haben ist: die Kamera auf Taillenhoehe oder tiefer halten und die Spendenden verfolgen. Diese STANDEN in der Schlange und warteten darauf, an die Reihe zu kommen, um z. B. Reis, zuckersuesse Sojamilchpaeckchen, hunderte von Schockoriegeln und Popkorn in die Bowlen der Moenche zu legen (gut, dass fuer die Moenche auch noch richtiges Essen gekocht wird). Das Forscherteam freut sich schon darauf, sich all die schoenen Roecke und Hosen von hinten anzugucken.
Waehrend Nicki damit beschaeftigt war Dr. P's etwas erhitztes Gemuet zu beruhigen, drueckte der Nak Wau noch einmal richtig auf die Tube und motivierte die Menge: “Jetzt noch einmal alle zusammen fuer die Kamera: “SATHU!” (Amen) und die Leute bruellten noch einmal ihre Gebete in den Raum. Dr. P bekam vor Lachen kaum noch Luft, schwor sich aber auch, den Motivator bei der naechsten aehnlichen Aktion zu knebeln. Am Abend bei der Lichterprozession rund um den Tempel war die Situation entspannter und wie es sich fuer ein Festival gehoert, gab es eine Kirmes: Wurfbuden, Lotterie, Karussel und die Leute hatten richtig Spass.
Gut, dass man aus den mehreren Stunden Filmmaterial nur 10 Min. benoetigt und die peinlichen Sequenzen auf dem Schneidetisch ganz elegant eliminieren kann. Das Kamerateam hat im Allgemeinen aber solide Arbeit geleistet, man hat genug gute shots, die Toten haben ihre Gaben bekommen und die Leute im Tempel waren sehr gluecklich, dass sie ihre Darstellerqualitaeten unter Beweis stellen konnten. Unser Nak Wau hat uns auch noch einmal herzlich eingeladen, falls wir weitere Fragen haben. Dr. P. und sein franzoesischer Kollege befinden sich zwar seit Abschluss der Dreharbeiten in einem komaartigen Zustand, aber freuen sich schon darauf, die besten Sequenzen in einer Bonus DVD (The making of…) zu praesentieren.
3 Kommentare:
ihr könnt ja eine "edition phiset" herausgeben: dvd-box aus sandelholz verziert mit blattgold und buddhistischen segenswünschen, ein paar amulette dabei und natürlich songtexte für die karaoke nicht vergessen!
rock'n'roll,
olli
Am "making of todesritual" waere ich auch sehr interessiert! Allerdings nur im 9-stuendigen Directors Cut. Hier im Norden ists gerade grau in grau, hurra, wir muessen nicht raus, sondern duerfen schoen hier drin bleiben, hoerspiele hoeren und einkochen. sind das schon erste anzeichen der einpuppung? mh. bis spaeter, ihr helden der forschung, sascha--
den director's cut aber bitte mit politisch korrektem off-kommentar von patrice: "nur bekloppte hier..."
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