03.01.08

Travelling die Vierte

Wir liessen uns zum ersten vielversprechenden Tempel mitten in der Stadt fahren. Er war teilweise leider wegen Renovierung mit Baugeruesten zugestellt. Im Hof uebte eine traditionelle Tanz- und Musikgruppe. Etwas, was man sehr selten sieht, ausser wenn es speziell fuer Touristen aufgezogen ist. Die Combo bereitete sich vielleicht auf das lokale Festival vor, dass hier im Januar/Februar stattfindet. In dem alten Tempelgebaeude selbst war zwar jede Ecke mit viel Kitsch und Buddhafiguren in allen Groessen zugestellt und manchmal ist halt weniger mehr. Aber die Wandmalereien waren einfach wunderbar und teilweise noch einigermassen erhalten. Es gibt in Thailand nur noch wenige, die alte Wandmalereien restaurieren koennen und es ist eine sehr teure Angelegenheit. In Laos gibt es z.B. niemanden mehr. Dort werden heute Sprayschablonen mit comicaehnlichen Buddhageschichten genommen. Sie sehen schrill und haesslich aus nach unserem Verstaendnis und hast du einen Tempel mit diesen Bildern gesehen, hast du sozusagen alle gesehen. Die Reste der alten Wandbilder verschwinden darunter oder werden zubetoniert oder die Tempel werden gleich abgerissen. Vor vier Jahren trafen wir einen Amerikaner, der viele alte Tempel mit Wandmaerleien noch schnell abgefilmt hatte, bevor sie niedergerissen wurden. Die Laoten wollten eben neue „schoene“ und saubere Tempel haben. Sie konnten gar nicht verstehen, dass sich der Amerikaner so aufregt ueber diese „Suende“. Schliesslich sind es ihre Tempel und nicht die der Touristen.

Nachdem Patrice alle Wandstuecke fuer die Ewigkeit in seiner Kamera konserviert hatte, sind wir dann einfach quer durch die Stadt gelaufen. Petchaburi ist wirklich ausser der Tempelbesonderheit eine ganz normale unauffaellige Stadt mit einem Fluss mittendrin, Shophauesern, vielen noch alten Gebaueden zwischendrin und machmal finden sich Praktiken aus einer anderen Zeit. So kamen wir an einer Druckerei vorbei, wo noch mit zwei alten Druckpressen aus Deutschland gearbeitet wird. Sie liefen wie geschmiert und unten kam 1a bedrucktes Papier raus.

Direkt an der Bruecke ueber den Fluss haben wir dann das Restaurant und Guesthouse gefunden, in dem nach Angaben unseres ersten Hotels Falangs in Huelle und Fuelle residieren sollten. Es ist ein altes Holzhaus und als wir die Zimmertueren, die direkt von der Strasse oder vom Restaurant abgehen, gesehen haben, waren wir froh, nicht dort nach einer Bleibe gesucht zu haben. Es waere noch lauter gewesen.

Na ja und Backpacker in Huelle und Fuelle, das war wohl einmal und muss irgendwie in den 1970ern gewesen sein, den eingerahmten Plattencovern an der Wand und der Musik aus der Dose nach zu urteilen, Glitzerdiskofunk laesst gruessen. An der Wand hing tatsaechlich noch ein Regal mit Kassetten und ausser uns kam nur eine franzoesische Familie zum Essen. Ein schoenes Plaetzchen, die offenen Fenster mit Holzlaeden gingen zum Fluss hinaus, man konnte einen Jungen beim Angeln beobachten und immer wieder die abgefahrene Deko bewundern. Das Essen ging so, es machte satt.

Danach ueber die Bruecke und auf der Suche nach einem Klo sind wir dann in einem „Kaufhaus“ gelandet. Der Koenig traegt jetzt nicht mehr gelb, sondern rosa! Sein Volk deshalb auch. Seitdem wir das erste Mal im September angekommen sind, hiess es jeden Montag fuer alle gelb, an den meisten anderen Tagen auch, ein Land im Meer von gelben T-Shirts. Der Koenig war sehr krank zwischendurch und in den Nachrichten sah man immer wieder das gelbe Meer vorm Eingang des Krankenhauses sitzen und Bilder von ihm hochhalten. Im Gegenzug verteilten die koeniglichen Angestellten Carepakete, da sich das Meer nicht vom Fleck bewegen wollte. Das Volk sass aber auch da, weil des Koenigs Schwester ebenfalls schwer krank war. Sie ist vorgestern morgen gestorben und nun ist Thailand ein schwarzes Meer fuer 15 Tage. Also Maedels denkt dran, wenn ihr ankommt ist noch Staatstrauer angesagt. Der Koenig ist schon laenger wieder genesen und nachdem das Foto in Rosa raus war, waren in Windeseile alle pinken Poloshirts ausverkauft. Die Nachrichten brachten sogar einen Bericht darueber, dass schnellstens nach einer Loesung gesucht wurde, wie man noch eben zigtausend rosa T-Shirts herstellen kann. So kann man die am Boden liegende Wirtschaft auch ankurbeln. Ich weiss nicht genau seit wann der Kult um den Koenig so stark zugenommen hat. Er wurde natuerlich schon immer sehr verehrt und ist fuer die Thais der Stellvertreter Buddhas auf Erden, so ungefaehr. Jede Kritik an ihm ist absolut verboten, was schon den Kopf von so manch dummen, betrunkenen Touri gekostet hat, da ein solcher Akt locker mit Gefaengnis bestraft wird. Es gibt eine sehr umstrittene Biographie des Koenigs mit dem Namen „The King never smiles“. So ziemlich das einzige Buch, das in Thailand verboten ist und der Autor braucht sich in den naechsten 100 Jahren auch keine Hoffnungen zu machen, dass er noch einmal einreisen darf. Fuer viele Auslaender, die ins Land kommen geht der ganze Kult etwas zu weit, er befremdet sie schlichtweg, vor allem da der Koenig offiziell keine (politische) Macht hat. Aber er ist nun mal der „Uebervater“ fuer die Thais und kann alles: mehrere Musikinstrumente spielen, klassische Sinfonien und Jazzstuecke komponieren, schreiben, Entwicklungshelfer sein, forschen in nur allen moeglichen Naturwissenschaften, Moench gewesen, mehrere Sprachen beherrschen, Kosmopolit sein, Machtworte nach Putschen sprechen und und und... Die Liste nimmt kein Ende. Der Koenig ist ueberall und es gibt in Bangkok mittlerweile keine Richtung in die man guckt und man nicht sein Konterfei sieht.

Nach dem Kaufhaus kamen wir am Hundesalon vorbei und schon standen wir vor einer der interessantesten Tempelanlagen aus Teakholz, die wir bis dato gesehen hatten. Das innere des Salla war einfach der Hammer, dahinter kam noch ein weiterer aus Stein mit einem Arkadeninnenhof drum herum. In diesem gab es ebenfalls sehr schoene Wandmalereien zu bewundern, alle in rot gehalten. Affen gab es hier nicht, dafuer haelt man sich Schildkroeten, auch mal was Neues.

Nach einem Pepsizwischenstopp fanden wir dann alte Khmertempelanlagen und ein Stueck weiter, einen sehr schoenen kleinen alten Steinsalla mit einem Moench drin. Im Tempel selbst war eigentlich nicht mehr viel, ausser ein paar alten Stauen, immerhin. Viele wurden ja frueher aus dem Land geschleppt und stehen jetzt in irgendwelchen dekadenten Villen in den USA oder sonst wo. Fuer die Antiquitaeten aus Laos und Burma gilt das aber heute noch. Laos ist fast leer geraeumt und deshalb ist im Augenblick Ware aus Burma der Hit, die man mit entsprechenden Mitteln trotz Ausfuhrverbots auch aus Thailand heraus bekommt. Der Moench in diesem Tempel ging dem eintraeglichen Geschaeft der Amulettherstellung nach. Mit Hilfe von kleinen Formen werden Amulette aller Art gepresst.

Zwischen der Masse befinden sich natuerlich kleine magische Teile, die mitverarbeitet werden. So kostet dann nach dem Trocknen so ein kleines Tonrelief 300 Baht aufwaerts. Seit zwei Jahren gibt es sogar einen unglaublichen Kult um runde Thewadaa-(Engel)amulette. Irgendwo im Sueden gibt es wohl einen Tempel, in dem wie in vielen anderen Tempeln auch, Thewadaafiguren stehen. Die sind z.B. dafuer da, um sich um den Tempel zu kuemmern, Buddha bei zu stehen und was weiss ich noch alles. Eines Tages kam ein Thai und betete vor einem der Thewadaas und er betete dafuer, dass er endlich seine Armut ueberwinden kann und Entwicklung, Fortschritt und Wohlstand in sein Leben treten. Ja und dann bekam er den Wohlstand. Das hat sich laut juengster Legende zugetragen und die Nachricht verbreitete sich immer weiter im Land und jetzt gibt es Leute, die bis zu mehreren Tausend Dollars fuer eine bestimmte Art dieser Amulette zahlen. Es hoert sich schon ein bisschen nach Nepper, Schlepper, Bauernfaenger an, um mit Ede zu sprechen.

Um auf die Sache mit dem Tempelabreissen und gegen neuen Glitzeraircontempel eintauschen zurueck zu kommen: wie gesagt, in Petchaburi hat man die alten Tempel nicht abgerissen, jedenfalls nicht so viele. Aber es ist ja wohl klar, dass die Moenche und die Laien auch tolle verglaste Glitzerteile haben wollen. Deshalb sieht es jetzt auf den Tempelgelaenden meist so aus, dass neben den alten Teilen, die neuen glitzernden gebaut werden. Das ist auch eine Loesung, es sieht aber manchmal etwas seltsam aus, vor allem, wenn man vor einem Tempel aus der Khmerzeit steht und daneben direkt die Airconguttis (Gutti=Moenchshaus/-zelle) der Moench aufgereiht sind.

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