18.12.07

Travelling die Erste


Man hat ja schon so einige Inseln kennengelernt in Thailand. Dieses mal sollte es also das Paradies sein. Es ist ja schon schwer genug Dr. P fuer Sand, Strand, Meer und Muscheln zu begeistern. Aber der Coup ist dann doch gelungen und ploetzlich befanden wir uns von Bangkok aus auf dem Weg zur oberen Andamanenkueste (Westkeuste). Ko Surin sollte es sein, ein maritimer Nationalpark mit vielversprechenden Bildern und Werbung im Internet.




Nach einer Nacht im 2.Klasse Schlafwagen ohne Schlaf – was ganz normal ist fuer 2. Klasse Schlafwagen, da der Laerm ohrenbetaeubend ist und man jede Schwelle spuert, ueber die der Zug rollt – kamen wir also morgens um 4.00 Uhr in Chumphon, noch an der oeberen Golfkueste, an. Die anderen Traveller reihten sich in die Schlange derer, die so schnell wie moeglich nach Ko Tao wollten, eine Insel im thailaendischen Golf also Ostkueste. Was sich da am Bahnhof mit den Bootsagenturen, die Touristen nach Ko Tao “verschiffen” abspielte, erinnerte schon ein wenig nach Herdentrieb (ich kanns nicht lassen). Uns wollte man natuerlich auch “verschiffen” und es fiel den Thailaendern schwer zu glauben, dass wir uns erst einmal einen Kaffee beim Chinesen, dem einzigen offenen Laden im Bahnhof, genehmigten und nicht aufs Boot wollten. Wir sahen also dabei zu, wie der Bahnhof um kurz nach Vier einfach wieder dicht gemacht wurde, der naechste Zug war drei Stunden spaeter angesagt und mit der verstreichenden Zeit wurden auch die Preise, uns zur Busstation zu bringen, immer guenstiger. Schliesslich sassen wir in einem feudalen Pickup, mit einem Thai, der seine Touri-Maskerade laengst hatte fallen lassen und waren auf dem Weg zu unserem naechsten Transportmittel. Dort kamen wir gerade rechtzeitig an, um in den Bus ueber Ranong nach Khuraburi, einem weissen Fleck auf der Landkarte, zu steigen. Dort sollte es also das Boot nach Ko Surin geben. Ueber Freunde aus Dortmund hatten wir ja schon von Tom und Am gehoert, einem netten Paerchen, dass Bootstickets verkauft und auch sonst alles vermietet, was man fuer einen Inselurlaub braucht wie z.B. Schnorchelausruestung.

In Khuraburi angekommen und beim Mittagessen – ich hatte glatt vergessen, dass der gelbe Curry ja der schaerfste von allen ist, dementsprechend war unser Ringen nach Luft – stand Am auch schon vor uns. Ihr gaben wir natuerlich gerne den Vorzug vor dem hawaiihemdentragenden aelteren Herrn, der uns die Businesskarte ins Gesicht wedelte und von seinen sehr guenstigen 1400Baht TEUREN Unterkuenften erzaehlte. Da an diesem Tag das Boot schon weg war, hatten wir auch schnell einen Bungalow bei Tom und Am bezogen. Nachher stellte sich heraus, dass die im Lonely Planet angegeben Bungalowadresse doch etwas mehr Flair hatte, aber Tom und Am cleverer waren. Ausserdem sind sie wirklich sehr sehr nett und ihren Geschaeftssinn kann man ihnen nicht uebel nehmen. Ich wuerde es genauso machen. Das Zentrum von Khuraburi besteht hauptsaechlich aus einer riesigen Durchfahrtsstrasse, die gerade renoviert wird. An dieser Strasse reihen sich die ueblichen haesslichen thailaendischen Geschaeftshauser mit ihren garagenaehnlich aussehenden Erdgeschossen. Das Hinterland sieht allerdings beeindruckend aus. Kleine Berge mit erhaltenem Wald erstrecken sich entlang der Kueste und ein Nationalpark mit vielen Wasserfaellen ist direkt in der Naehe.

Unser Bungalow war weg von der Strasse, direkt am Fluss. Viele Menschen in der Region haben nach dem Tsunami einen Neuanfang mit alternativen Tourismusangeboten gewaehlt. An dem Tag, als wir da waren, waren wir trotzdem die einzigen Touristen in Khuraburi! Es ist immer noch so, dass die meisten hier nur einen kurzen Zwischenstopp machen, um dann auf die Insel zu fahren. Da fuer Dr. P die Zeit draengte, haben wir es genauso gemacht, ich habe mir aber vorgenommen, hier noch einmal laenger Halt zu machen, irgendwann. Abends waren wir mit Tom noch auf dem Markt, haben fett eingekauft und dann zusammen gekocht und mit der ganzen Verwandtschaft und Nichtverwandtschaft rundherum gegessen und morgens standen wir auch schon am Pier und warteten auf die Abfahrt.
(Noch lachen wir alle!)

Was man vom Pier aus nicht sieht, da sie sich in einer langgezogenen Bucht befindet, ist das offene Meer, das deshalb eben nicht gerade kleinwellig ist. Wir wunderten uns noch, als wir vom Nationalparkpersonal kleine Plastikpaeckchen mit einer Tablette gegen Seekrankheit und zwei Bonbons in die Hand gedrueckt bekommen haben. Als wir dann aber erfuhren, dass wir uns gluecklich schaetzen koennen mit unseren guenstigeren Slowboattickets in einem Speedboot sitzen zu duerfen (viel schneller, viel "besser", deshalb auch teurer), da das grosse Schiff mangels Gaesten an diesem Tag nicht fuhr, haben wir dann doch schnell die Pille geschluckt. Wie sich herausstellen sollte, lagen wir mit unserer Intuition genau richtig. Kaum im offenen Meer angekommen, fing der Spass so richtig an. Ich kam mir vor, wie in einer schlechten Version von Miami Vice. Das es einem Sonny Crocket gelingt, in so einem Teil seine Foenfrisur perfekt zu halten und locker auszusehen, muss fuer den Filmschnitt harte Arbeit gewesen sein. Leute mit Rueckenschaeden sollten gar nicht auf die Idee kommen in so ein Hoellenteil zu steigen. Eigentlich war es ein staendiges in die Luft gehen vorne am Bug. Wir hinten rutschten kontinuierlich alle immer mehr Richtung Heck. Wenn das Boot dann vorne wieder aufsetzte, minimierte sich die Wirbelsaeule jedes Mal um die Haelfte, um dann eine halbe Minute zu haben, um sich wieder auszustrecken und dann ging es von vorne los. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis sich die Gesichter unserer thailaendischen Mitreisenden von blass bis gelb ueber gruen verfaerbten (wir hatten ja die Pille gegessen) und das erste Thaimaedel ueberm Heck hing und ihr Fruehstueck unfeiwillig los wurde. Kurz gesagt, wir waren alle froh, als wir wieder festen Boden unter den Fuessen hatten.

Und der Boden war ein Traum. Vom Holzsteg aus konnte man in das glasklare Wasser schauen und schon die ersten Schwaerme von kleinen bunten Fischen bestaunen. Nickis Welt war perfekt! Das Wasser spiegelte nur alle erdenklichen Blau- und Tuerkistoene wider, der Strand war einfach so was von weiss und wenn man sich umdrehte, erstreckten sich die Berge himmelhoch, bewachsen mit primaerem Urwald. Das wir uns in der NATUR befanden konnten wir dann auch kurz nach unserer Ankunft so richtig verinnerlichen. Kreischende Thailaenderinnen, noch in Schwimmweste von einer Schnorcheltour kommend, schrieen “Snake, snake” und sahen zu, dass sie um die Ecke kamen. Die Thais von der Insel meinten auf meine Frage hin, dass sie nicht giftig ist – das sagen sie aber immer, damit man keine Panik bekommt – und so pirschte ich mich ran und drueckte fleissig auf den Ausloeser. Wir haben waehrend unseres "Robinsonaufenthaltes" noch ein paar andere interessante Genossen gesehen, z.B. ein stolzes Makakenmaennchen (Affenart) und einen kleinen Varan. Die waren aber nicht willig, fuer meine Linse zu posieren. Die kleinen Krebse konnten nicht so schnell fliehen, weil ja so klein. Man musste nur ein bisschen warten und ruhig sein, dann kamen sie aus ihren Muscheln raus. Na ja, bei diesem Kumpelportrait haben wir dann doch ein bisschen nachgeholfen und sie in Pose gesetzt.








Apropos Affe: ich hatte ja meinen eigenen Tee mit, da man auf der Insel kaltes und heisses Trinkwasser gratis bekam, um den Plastikflaschenmuell in Grenzen zu halten. Zum Tee gehoert natuerlich auch Milchpulver und Zucker. Diese beiden Dinge habe ich gewissenhaft verpackt und an unseren nicht genutzten Deckenventilator gehangen, wegen den Ameisen. Dann haben wir aber eines Morgens vergessen, die Glastuer am Bungalow zu schliessen. Es war fuer den Kerl natuerlich kein Problem in unserer Abwesenheit die Fliegengittertuer aufzumachen und das gesamte Zimmer zu verwuesten. Der Zucker hat ihm anscheinend nicht geschmeckt, der lag verstreut in der gesamten Bude inklusive auf dem Balkon rum. Aber das Milchpulver war weg. Er hatte dann auch noch verschiedene Tempo- und Zigarettenpaeckchen aufgerissen, aber wohl keinen Gefallen daran gefunden. Wir konnten dann die restliche Zeit auf der Insel den Riesenameisen immer wieder dabei zugucken, wie sie die Reste des Zuckers vom Balkon abtransportierten. Der Affe hat sich dann auch bevorzugt auf unserem Bungalowdach aufgehalten und darauf gewartet, dass wir noch einmal so doof sind.


Auf der Insel ist ansonsten wenig los. Es gibt keine ohrenbetaeubende Musik, Parties oder Bars. Was man machen kann, ist: Schwimmen, Faulenzen, am Strand liegen, ueber den nature trail zum anderen Strand gehen, Tiere beobachten und schnorcheln. Tja, Schnorcheln! Deswegen war ich ja hier hin gekommen, da es dafuer das Paradies sein sollte. Deswegen ist Patrice auch bereitwillig mitgekommen. Er weiss ja von meiner Fisch-Glotz-Vorliebe. Wir haben dann auch gleich fuer den naechsten Morgen eine Tour gebucht. Eine Amerikanerin erzaehlte uns noch, wie gluecklich wir sein sollten, da wir an eine Stelle fahren, die die Langboote wegen des vielen Winds in den letzten Tagen nicht anfahren konnten.

Da haette ich eigentlich schon hellhoerig werden muessen. Ende vom Lied: Wir befanden uns mitten im Meer an einer kleinen Felsinsel, wenn man das Insel nennen konnte. Die Wellen waren fuer viel zu hoch, aber dann sprang ich doch rein, da es alle taten und schon musste Dr. P mich aus Seenot retten. Der hatte zum Glueck unbedingt mal so eine Schwimmweste ausprobieren wollen, die die Thais oft beim Schnorcheln tragen, wenn sie nicht schwimmen koennen. Das hat uns gerettet, da die Leute von den Bootcrews zwar ganz nett waren, aber ansonsten nichts begriffen. Ich hatte erst einmal den Schock weg und verfluchte mich hinterher selbst darueber, wie ich nur so bloed und naiv sein konnte. Aber spaeter am Strand habe ich dann von den anderen westlichen Touristen gehoert, dass viele doch auch maechtig Schiss in der Hose hatten. Wir haben dann keine Schnorcheltour mehr gebucht, sondern uns die Fischchen in der ruhigen Bucht angeguckt (wo allerdings das Korallenriff tot war). Als kleiner Trost bleibt mir, dass meine Beine zumindest im gleichen Wasser wie die Haie gezappelt haben, die die anderen beim Schnorcheln sahen. Nach drei Naechten und vier Tagen hiess es dann wieder Tablette schlucken, da das angekuendigte Slowboat wieder einmal nicht kam. Die Rueckfahrt war nicht weniger abenteuerlich, da Tom selbst mit seinem Speedboat kam. Das hatte er aber 6 Monate lang nicht gefahren und auch nicht daran gedacht, es einmal gruendlich durch zu checken, bevor er in See stach. Da ging uns der A... noch einmal auf Grundeis, da die Spritpumpe kaputt war, das Funkgeraet, das sie hektisch versuchten zu bedienen auch und zwischendurch fummelten sie noch mit einem Kompass, der von einem anderen Schiff stammen musste, herum, um wenigstens halbwegs in die richtige Richtung zu fahren. Tom erzaehlte uns dann bei der Ankunft an der Kueste lachend, dass sein Boot kaputt war und er auf der Hinfahrt sechs Meilen vor der Insel ueber eine Stunde fest hing und versuchte die Spritpumpe zu reparieren. Was auf offener See noch schlimmer ist als ein Speedboat in Fahrt ist ein Speedboat, was wie eine Nussschale zwischen den hohen Wellen hin und her geschaukelt wird. Dagegen ist die Achterbahn nichts und uns reichten die 2 Minuten als das Boot einmal ausging, voellig aus. Wir wunderten uns noch bei der Abfahrt, dass die Neuankoemmlinge auf der Insel an diesem Tag so seekrank waren, dass sie alleine gar nicht mehr gehen konnten. Die hatten das eine Stunde erlebt! Die Insel ist den erschwerten transportbedingungen absolut eine Reise wert. Aber ueberlegt Euch gut, ob Ihr eine Schnorcheltour mitmachen wollt!

P.S.: So leer wie Strand und Wasser auf den Fotos aussehen, so leer war es wirklich, da die meisten Besucher der Insel morgens und nachmittags auf Schnorcheltour sind und die paar Touristen (in der der Relation zu den anderen Inseln) sich echt gut voreinander auf der Insel verstecken koennen. Ein Traum!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Cooler Strand... alles Andere eher erschreckend :-( Gut, dass es Dir wieder besser geht und Ihr wieder auf dem "Festland" seid... Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch an alle!!!

nordsuedconnection hat gesagt…

Na, jetzt mach es mal nicht schlimmer, als es war. Die Insel ist traumhaft und ich war halt so bloed...

Lady, demnaechst ist Schnorcheln in Haad Yao angesagt :-)

Gruss Nicki