01.01.08

Travelling die Dritte

Nachdem wir bereits von Chumphon nach Prachuap kein Zugticket mehr bekommen haben, hatten wir wohlweisslich in Chumphon schon einmal zwei Plaetze von Prachuap nach Petchaburi/Petburi gebucht, da wir vom Busfahren genug hatten. Im Zug zu fahren ist angenehmer und schoener, bei kurzen Strecken auch viel guenstiger, wenn man einen Zug mit dritter Klasse erwischt. Wir hatten bei dieser Fahrt nicht das Glueck, da mittags nur der Rapidtrain mit Aircon vorbei kam. Er ist fuer thailaendische Verhaeltnisse sehr teuer (ca. 6 Euro fuer dreieinhalb Stunden Fahrt), aber es hat sich absolut gelohnt. Es ging vorbei an noch gruenen Reisfeldern, Bergketten und teilweise fuhren wir direkt am Meer entlang. Auf dem Weg sind wir auch an Hua Hin, DEM frueheren Ferienbadeort der Thais vorbei gekommen. Die Koenigsfamilie hat hier immer noch einen Wintersitz. Aber viel muss sich geandert haben. Kilometerweit ist von der Zugstrecke bis runter ans Meer alles zugebaut. Direkt am Meer steht ein Hotelbunker nach dem anderen, Hilton reiht sich an Amari oder Novotel. Im Ort selbst muss es reihenweise Vergnuegungsbars der einschlaegigen Art geben, Phuket und Patthaya lassen gruessen.
In Petburi angekommen, hiess es ein Hotel zu suchen. Unser Reisefuehrer sagte uns voraus, dass Untekuenfte der schwache Punkt von Petburi sind. Also auf zum einzigen Hotel, dass sich gut anhoerte: Royal Orchid. Dr. P hatte nach unserem Aufenthalt im Handtong Blut geleckt und wollte auf keinen Fall in “so eine Backpackerabsteige”. Viel Auswahl war sowieso nicht da. Doch im Royal Orchid sagte man uns peinlich beruehrt, dass kein Zimmer frei ist. Der TucTucfahrer brachte uns daraufhin zu einem Hotel um die Ecke, das ein viel versprechendes Prospekt hatte mit recht modernem architektonischen Flair, aber die Zimmer sahen eher so aus, als wenn sie sich noch im Bau befaenden. Also weiter um eine Ecke mehr und wir standen mitten an einer Hauptverkehrsstrasse mit einer Highwayauffahrt darueber. Wir ahnten Schlimmes. Im Buch hiess es, nette Angestellte, aber der Hotelflur sieht etwas industriell aus. So war es dann auch: von aussen ein ganz normal aussehendes Gebauede, aehnelte drinnen alles einer Fabrikhalle mit einem riesigen und hohen Treppenhaus. Im Erdgeschoss standen Autos rum, sogar unter dem Treppenaufgang. Es war ein Haus in einem Haus. Wenn man die nie enden wollenden Treppen raufging, sah man, dass es Zimmer mit Balkonen zum Treppenhaus gab und Durchgaenge zu anderen Trakten, die unzaehlig mehr Zimmertueren zu bieten hatten. Es konnte gar nicht anders sein, dass es ein mindestens 1000-Zimmer-Hotel war.
Unser Begleiter oeffnete irgendwann eine der Tueren und wir standen in einem Raum, lange vor unserer Zeit als der letzte Hit geltend. So in etwas drueckte sich auch unser Reisefuehrer aus (though the furniture is a bit outdated). Wir wollten auf keinen Fall bleiben, aber wir waren auch muede und hatten das Rumsuchen satt. Es war unglaublich laut, da das Fenster sofort zum Highway raus ging. Man versicherte uns natuerlich, dass dies eine ganz normale Strasse ist und nachts sehr ruhig, ha, ha. Aber das Zimmer war sauber und bereitgelegte Handtuecher mit Seife sowie peinlich eingepackte Drinkglaeser zeugten noch von einer besseren Zeit, die das Hotel durchlebt hat. Jetzt waren wir die einzigen Gaeste und kamen uns etwas verlassen in diesem Riesengebauede vor. Der Preis war unschlagbar (5 Euro pro Nacht). Das stimmte mich etwas versoehnlich, Dr. P verfiel aber in leichte Depression ueber den Ort und so sind wir dann abends noch zum Royal Orchid und buchten dort ein Zimmer fuer die naechste Nacht.
Am naechsten Morgen mieteten wir ein TucTuc mit Fahrer, da es ausser alten Tempeln zwei interessante Hoehlen, selbstverstaendlich mit Tempeleigenschaften, geben sollte. An der ersten angekommen, nachdem wir den Berg rauf einmal aussteigen mussten, da das TucTuc kurz vorm aufgeben war, sprangen sie wieder rum: die Affen. Also mittlerweile weiss ich, dass man in Thailand nicht unbedingt nach Lobburi muss, um die Biester zu bewundern. Hier hatten sich die Einheimischen Stoecke und Steinschleudern zugelegt, um die Affen von ihren Verkaufsstaenden fern zu halten. Meist tun sie aber nur so, als wenn sie Steine in der Schleuder haben und das reicht voellig aus, um die Tiere in Panik davon flitzen zu sehen. Ein Trick, der uns spaeter noch gute Dienste leisten sollte, allein die Handbewegung reicht aus.
Zur Hoehle selbst trauten sich die Affen nicht, das mag seine Gruende haben, dort scheinen wohl die Steine zu fliegen. Wir mussten ein kurzes Stueck bergauf gehen, bis wir ploetzlich vor dem riesigen Eingang mit einer Treppe nach unten standen. Die Hoehle sah maechtig aus. Unten angekommen sah das Ganze eher wie eine natuerliche Halle aus und man konnte schon die naechste sehen, die noch viel groesser war und den eigentlichen Tempel beherbergte. In der grossen Halle konnte man ein reges Treiben beobachten. Thailaender beteten, bedienten die Lucky Number Maschinen oder die, die einen Chant vom Tonband abspielten, wenn man Geld hinein warf. In der Mitte hatte diese Hoehle ein riesiges Loch in der Decke, das Sonnenlicht hinein warf, die Ecken und Nischen waren beleuchtet und mit Buddhafiguren vollgestopft. Das Ganze war trotz der kitschigen Beleuchtung schon etwas mystisch.
Wir haben uns nicht lumpen lassen und eine „electaic/electric donation“ (sie meinen donation for elecricity) gemacht und unser Glueck an der Lucky Number Maschine versucht. Leider haben wir beide Male eine eher negative Zukunftsvorhersage gezogen. Man wirft Geld ein, ein leuchtender Punkt dreht sich wie beim Roulette um einen Zahlenkreis und haelt dann irgendwann an oder ein Zufallsgenerator zaehlt Zahlen rauf und runter, bis er dann irgendwann anhaelt. Das gleiche Prinzip gibt es auch noch als Holzstaebchen mit Nummern in einem Becher. Man schuettelt den Becher und haelt ihn schraeg, bis ein Staebchen herausfaellt, dann nimmt man sich den Zettel mit der entsprechenden Nummer. Wie gesagt unser Horoskop sah nicht sehr verheissungsvoll aus. Wir hatten dafuer aber einen lustigen Plausch ueber die Hiobsbotschaften auf den Horoskopen mit den beiden Mae Schiis, die sich um den Tempel kuemmern.
Eine Mae Schii ist eine buddhistische Nonne, ebenfalls mit geschorenem Haar wie die Moenche, aber weiss gekleidet, da bis vor kurzer Zeit das Ordinieren fuer Frauen in Thailand nicht moeglich war. Die orangene Robe bleibt den Maennern vorbehalten. Die oberste Institution der buddhistischen Moenche in Thailand wehrt sich vehement gegen die Ordination von Frauen, da das mit Verunreinigung in Verbindung gebracht wird oder man sieht es als Gefaehrdung der Tradition. Eine clevere Mae Schii ist aber vor einiger Zeit nach Taiwan gegangen, wo Frauen ordinieren duerfen und kam als „richtige“ Nonne wieder. In Thailand sieht es das religioese „Recht“ vor, dass eine ordinierte Person, ob Maennlein oder Weiblein, einmal ordiniert, auch andere ordinieren darf. Deshalb gibt es jetzt fuer Frauen erstmals die Moeglichkeit in Thailand zu ordinieren. Viele tun es meines Wissens nach aber noch nicht, da die Moenchswelt es eben noch nicht wirklich akzeptiert und viele Mae Schiis keinen eigenen Tempel haben, sondern in denen leben, in denen auch Moenche sind mit denen man es sich besser nicht verscherzt.
Von der grossen Halle aus kann man immer tiefer in die Hoehle gehen, kleinere Hallen wechseln sich mit Wegen, umgeben von Stalaktiten, ab. Hier und da ist eine natuerliche Oeffnung nach oben. Man sieht schon mal eine Fledermaus irgendwo rumhaengen oder fliegen. Ein grosser Stalaktit ist imposant mit einem Rotlicht in Szene gesetzt. Wir kamen auch an einer Tempelstaette vorbei, wo unheimlich viel Spielzeug rumlag. Von den beiden Nonnen liessen uns dann spaeter bestaetigen, dass der Buddha dort fuer kinderlose Paare da ist, die um ein Kind bitten. Nach der Anzahl der Gegenstaende zu urteilen ist er in der Gegend ziemlich bekannt.
Die zweite Hoehle gehoerte zu einem selten haesslichen Tempelgelaende. Der Hof vor dem Tempel war mit Wellblech ueberdacht und wieder einmal tummelten sich Affen wo man hinguckte. Die Hoehle selbst war zwar auch recht verzweigt, allerdings etwas zuviel ausbetoniert und eher mit Neonroehrenromantik ausgestattet. Wir haben sie schnell links liegen gelassen und sind weiter rauf auf den Berg gegangen zu einem zweiten Tempelgelaende.
Dort war schon ein Thai fleissig Affen am beschiessen. Ein paar Male bediente ich mich aus Not auch des Tricks, aber ohne Steine. Ansonsten gab es einen Moench, der uns sah und sofort unter seine Fittiche nahm, Tempeltueren aufschloss und uns das teilweise alte, teilweise moderne Ambiente bewundern liess. Wir mussten dann auch ein Foto von ihm machen. So sehen Moenche aus, wenn sie sich fuers Foto aufstellen. Wir mussten selbstverstaendlich das Gleiche machen, aber unser Moench hatte doch etwas Schwierigkeiten mit der Kamera und dem Ausloeser, alles ziemlich verwackelt. Danach schleppte er Wasserflaschen, Soyamilch- und Kekspaeckchen an und stopfte uns die Taschen damit voll.
Auf dem Rueckweg fielen uns dann die riesigen Plueschkrokodile mit ihren aufgerissenen Maeulern auf, die auf Tempeldaechern, Gelaendern, Treppen und Autos lagen oder an Schildern befestigt waren. Dr. P sah seine anthropologische Stunde kommen. Das musste doch irgendeine spezielle Bedeutung haben, wenn sie sogar in und auf Tempeln lagen oder etwa nicht? Aber die Antwort lag eigentlich nahe, wenn man an Affen denkt. Hier hat man sich also was ganz Besonderes einfallen lassen, um sich die Biester vom Leib zu halten und es funktioniert hervorragend. Wie auch an den anderen „Affenstellen“ kann man hier Futter an die Tiere verteilen, aber man muss mit so einem Krokodil im Arm nur ein bisschen wackeln und die Affen verschwinden in alle Himmelsrichtungen und wo ein Plueschding rumliegt oder –haengt machen die Affen auch so einen grossen Bogen darum.
Nachdem wir dann unseren TucTucfahrer endlich wach bekommen hatten, ging es ins Staedtchen...
P.S.: Nachricht fuer die Maedels: Der Countdown laeuft, in zwei Wochen erwarte ich Euch auf der anderen Seite des Zauns. Freuen uns schon!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
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